Verlagsbranche im Wandel: Die wichtigsten Trends
Im September waren wir, wie viele von Ihnen, auf zwei der wichtigen Klassentreffen der Branche: Dem Scoopcamp von next.Media Hamburg und dem Distribution Summit des MVFP ebenfalls in Hamburg.
Wichtige Events, weil ganz zentrale Themen im Mittelpunkt der Veranstaltungen standen: Wie gestalten wir die zukünftigen Geschäftsmodelle aus inhaltlicher Perspektive, wie vertreiben wir unsere publizistischen Produkte effektiv im Digitalen und wie nutzen wir so lange wie sinnvoll möglich die Umsatzsäule Print.
Natürlich war KI als Metathema omnipräsent, aber hier zeigen sich schon deutliche Lerneffekte. So schnell, wie bisher bei keiner der großen digitalen Disruptionen, ist das Gros der Publisher in das KI-Feld eingetreten. Mit Tests und Liveanwendungen in Produktionsprozessen, Recherche, Co-Producing und vielen weiteren Feldern. Das macht sich dann auch auf den Bühnen bemerkbar. Es wird jetzt über sehr konkrete Cases gesprochen. KI hat den Status des Wunderkinds weitestgehend verlassen, sie ist ein entzaubertes Werkzeug mit vielen Pros und einigen Cons.
Zu den Cons hielt Sigrun Albert (VNP) auf der Scoopcamp-Bühne ein flammendes Plädoyer für selbstbewussteres Auftreten der Verlage gegen die schrankenlose Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken aller Mediengattungen durch die Sprachmodelle. Ergänzt um einen Aufruf an die deutsche und europäische Politik, die Regulatorik schneller und vor allem auch kompetenter voranzutreiben als bisher. Ja, genau das muss passieren.
Michael Rathje (CFO Spiegel Gruppe) stellte die Reform des Grosso-Systems mit viel Energie und Überzeugungskraft als „Blaupause für effiziente und zukunftsweisende Kooperationen“ vor und postulierte „Nur mit einem kooperativen Vorgehen wird es unserer Branche gelingen, Synergiepotenziale künftig vielen Verlagspartnern zugänglich und diese damit auch wirtschaftlich resilienter zu machen.“.
Malte Schwerdtfeger (Landwirtschaftsverlag Münster) blies während eines angenehm offenen Interviews auf der MVFP-Bühne ins gleiche Horn. Aus seiner Sicht liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche publizistische Zukunft darin, auf ein stabiles Fundament – den Printmarkt – zu setzen und zugleich Innovationsfreude, Diversifikation und Investitionen in digitale Geschäftsfelder und digitale Dienstleistungen voranzutreiben. Schaut man sich das breite Portfolio des Verlags – von Special Interest Titeln wie topagrar.com über Lifestyle mit Landlust zu digitalen Plattformen wie traktorpool.de oder karrero.com als Jobportal für die Landwirtschaft – an, ist man ziemlich überzeugt, dass das ein erfolgreicher Weg werden wird.
Malte Schwerdtfeger war es auch, der, wie Johannes Vogel mit seinem Bericht über den Stand von stern Plus während des Scoopcamps, sehr offen darüber sprach, dass immer noch ein Weg zu gehen ist. Ein Weg, auf dem Scheitern normal ist und der von ständigem Ausprobieren und Nachjustieren geprägt ist. Der Geduld braucht und Menschen, die ihn mit Frustrationstoleranz gehen wollen.
Beide Veranstaltungen waren durch großes Engagement geprägt. Es geht aktuell um sehr viel, das schien allen Besuchern klar zu sein. Daraus speist sich offensichtlich die Bereitschaft, schneller voranzukommen und mehr zusammenzuarbeiten als bisher. Das kann ich nur unterschreiben.
Mit Upscore Connect – unserem ersten Kundentag am 13.11. in Hamburg – wollen wir unseren Beitrag für Zusammenarbeit und offenen Austausch leisten. Im KI-Zeitalter werden Beziehungen zwischen Menschen immer wichtiger. Das gilt für Publisher und ihre Nutzer wie auch für uns und unsere Kunden.
Christian Hasselbring leitet das Business Development bei Upscore.